BUND-Kreisgruppe Neuss
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Lebendige Gärten

 (Daniel Heinrichs)

Die Artenvielfalt und die Zahl der Insekten geht seit Jahren stark zurück. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts beobachteten Biologen einen Rückgang der Arten, wahrscheinlich infolge der Industrialisierung. Das Tempo legte in den letzten Jahrzehnten dramatisch zu.

Infolge dieses Rückgangs finden Vögel, Igel und andere von Insekten lebende Tiere immer weniger Nahrung. Die Zahl der Vögel ist in den letzten dreißig Jahren ebenfalls stark zurückgegangen. Selbst bei Allerweltsvögeln wie der Kohlmeise ist ein Rückgang festzustellen.

Vögel wie Insekten, benötigen grob ausgedrückt Unordnung und "Dreck" zum Leben. Eine Vielfalt an Pflanzen und vielfältige Lebensräume, Rückzugsorte, Verstecke, Brutplätze und Nahrungsangebot. Auf- und ausgeräumte Gärten, Parks und Landschaften nehmen ihnen die Lebensgrundlage.

Honigbienen und Hummeln benötigen blühende Felder, Bäume und Sträucher. Wildbienen und andere Insekten blühende Magerwiesen, altes totes Holz, Schutthaufen, Sand, Lehm, Steilwände, offene, vegetationslose Flächen usw. Vor allem spezialisiertere und seltene Arten sind sehr empfindlich und angewiesen auf ganz bestimmte Habitate.

Admiral beim Sonnenbad  (Daniel Heinrichs)

Bienen- und Schmetterlingsfütterung

Im Garten und selbst auf dem Balkon kann Einiges für Insekten und Vögel getan werden. Honigbienen, Hummeln und auch bestimmte Wildbienenarten (sogenannte Generalisten) können gut durch eine Vielzahl einheimischer Sträucher und Blumen unterstützt werden.

Zu achten ist hierbei auf den tatsächlichen Nährwert dieser Pflanzen. Viele Pflanzen blühen schön oder gelten gar als bienenfreundlich, sind aber in den Garten gesetzt für Insekten überraschenderweise uninteressant, weil sie doch keinen oder wenig Nektar oder Pollen produzieren. Selbst innerhalb einer Sorte kann der Unterschied zwischen viel und gar kein Nektar schwanken, je nach Züchtung. Männertreu und Clematis z.B. sind keine typischen Bienenweiden, sie bieten meist kein gutes oder kein Nahrungsangebot, es gibt aber Züchtungen die sehr gut angenommen werden, weil sie verhältnismäßig viel Nektar produzieren.

Hier gilt es sich z.B. im Internet zu informieren (Stichwort Bienenweide, Nektarwert und Pollenwert). Leider wird aber auch hier oft eine Pflanze generell als insektenfreundlich genannt, stellt sich dann aber als nutzlos heraus.

Dies scheint hauptsächlich für Blumen zu gelten, die Rote Heckenkirsche, der Faulbaum und die Schneebeere z.B. ziehen Hummeln und Bienen magisch an.

Auch mediterrane Kräuter sind eine gute Bienenweide, vor allem im Spätsommer und Herbst.

Efeu liefert im Herbst als eine der letzten Pflanzen große Mengen von Pollen und Nektar, weswegen er in dieser Zeit stark von Insekten umschwärmt wird und wichtig für deren Wintervorräte und einen guten Start in das Frühjahr ist. Daneben ist Efeu auch für Vögel wichtig, als Brutplatz und als Nahrungsquelle (Beeren und Insekten).

Honigbienen
Honigbienen sind übrigens nicht gefährdet, die Anzahl der Bienenvölker ist so hoch wie nie zuvor und steigt weiter. Honigbienen sind Generalisten, nutzen also viele unterschiedliche Quellen, und sind sehr effizient im Ausbeuten von Trachtquellen. Lässt man ihnen nach der Honigernte genug übrig oder füttert als Imker wenn nötig nach, geht es ihnen, nahrungsmäßig, gut.

Wildbienen und andere Insekten
Unterstützung brauchen vor allem Wildbienen und Schmetterlinge. Viele einheimische Wildblumen – gerade diese sind sehr wichtig für Wildbiene, Schmetterling, Käfer & Co. – sind auf magere, nährstoffarme und sandige Böden angewiesen. Auf nährstoffreichen Böden wachsen sie nicht, mit ein Grund für ihren Rückgang und den der auf sie angewiesenen Insekten. Gedüngt werden Böden nicht nur aktiv durch Dünger und Viehmist, sondern auch durch passiven andauernden Stickstoffeintrag über Luft und Wasser.

Flockenblumen sind im Sommer gefragte Nahrungsquellen, oft blüht in manchen Gegenden auch nicht mehr viel anderes.  (Daniel Heinrichs)

Magerwiesenpflanzen-Garten

Ein Garten oder Balkonkasten mit Magerbodenpflanzen kann schnell und einfach angelegt werden und ist zudem relativ pflegeleicht. Wichtig ist hier keine oder nur sehr wenig Blumenerde zu verwenden, denn diese ist zu nährstoffreich. Kleingemahlener Steinschutt z.B. von einer Abrissstelle, ruhig mit größeren Steinbröckchen dazwischen, dazu Sand, Lehm oder Ähnliches (Rezepte findet man zwar im Internet, man kann aber auch grob selber mischen), evtl. gemischt mit einem kleinen Teil torffreier Blumenerde und schon ist magerer Boden fertig. Hierdrin gedeihen die meisten einheimischen Wildblumen prächtig und Insekten finden in dem Schutt Baumaterial, Verstecke und einen Lebensraum. Mit der Zeit bekommt man Insekten zu Gesicht, die sich vorher nicht in den Garten/den Balkon verirrt haben.

Der Sommer ab Juli ist (mittlerweile) eine sehr nahrungsarme Zeit für Insekten. Deshalb sollten bei der Wahl der Pflanzen gerade auch solche berücksichtigt werden, die in dieser Zeit blühen.   

Lebensräume schaffen

Die richtigen Pflanzen sind wichtig als Nahrungsquelle aber auch als Lebensraum. So übernachten viele Wildbienen in den Blüten geeigneter Pflanzen oder schlafen, mit den Kiefern in den Halm eingehakt, an geeigneten Pflanzenstängeln.

Genausowichtig wie die Vegetation ist es Lebensräume zu erhalten und zu schaffen. Wildbienen und andere Insekten benötigen für den Nachwuchs Sand- oder Lehmboden, Steilwände aus Sand oder Lehm um dort Bruthöhlen zu graben, alte vertrocknete Stängel in die sie ihre Eier und den Nahrungsvorrat ablegen, usw.

 

In Blüten schlafende Wildbienen an der Erft  (Foto: Daniel Heinrichs)

Nisthilfen

Nisthilfen sind für einige (relativ wenige) Insektenarten gut geeignet und können zudem die Augen für diese Welt öffnen und sensibilisieren. Es ist zudem sehr interessant, was für unterschiedliche Arten plötzlich erscheinen und was sich dort tut. Ihr Einsatz im kleinen Maßstab ist in Ordnung, übertreiben sollte es man damit aber nicht. Unter Fachleuten werden sie kritisch diskutiert, da sie vor allem anpassungfähige und ohnehin recht verbreitete Arten unterstützen – bei verknappenden Ressourcen durch den Wettbewerb um diese, die spezialisierteren selteneren Arten aber das Nachsehen haben.

Auch solche faszinierenden Insekten finden sich mit der Zeit hin und wieder an Insektenhotels ein. Insekten, die auf die Brut anderer angewiesen sind, weil sie selber keine Nester bauen:

Erz-Faltenwespe bei Schwerstarbeit, sie bohrt ihren feinen Legebohrer 2,5 cm durch hartes Buchenholz.  (Daniel Heinrichs)

Mehr zu Nisthilfen...

Einheimische Samenmischungen

Einheimische Samenmischungen aus regionaler Produktion für verschiedene Böden und verschiedene Lichtverhältnisse finden Sie unter

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Buchtipps

Reinhard Witt:
Natur für jeden Garten

(Deutscher Gartenbuchpreis Bester Ratgeber 2014)
Umfangreiches Kompendium zum Naturgartenbau

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ISBN 978-3-00-041361-2

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Reinhard Witt:
Das Wildpflanzen Topfbuch

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ISBN 978-3-00-021048-8

24,95 €

 

Reinhard Witt schreibt seine Bücher mit seiner eigenen Art und seinem eigenen Humor. Vielen gefällt diese persönliche Art, manche wünschen sich mehr Sachlichkeit – das zur Vorwarnung.

 

Elke Schwarzer:
Heimische Pflanzen für den Garten: 100 Blumen, Sträucher und Bäume für Biene & Co

Verlag Eugen Ulmer
ISBN-10: 3818607125
ISBN-13: 978-3818607128

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Felix Amiet, Albert Krebs:
Bienen Mitteleuropas

Gattungen, Lebensweise, Beobachtung

Verlag Haupt
424 Seiten, über 310 Farbfotos, 75 Zeichnungen, Flexibroschur
ISBN-10: 3258081042
ISBN-13: 978-3258081045

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Heiko Bellmann:
Der Kosmos-Schmetterlingsführer

Schmetterlinge, Raupen und Futterpflanzen.
300+ Schmetterlinge, 200+ Futterpflanzen

Franckh Kosmos Verlag
1165 Fotos, 448 Seiten
ISBN-10: 3440146189
ISBN-13: 978-3440146187

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Rolf Witt: Wespen
Vademecum-Verlag
400 Seiten, über 200 Arten, über 450 Farbfotos, 160 Zeichnungen, Hardcover, 2. Auflage
ISBN-13: 978--3-9813284-0-0
www.vademecumverlag.de

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