BUND-Kreisgruppe Neuss
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Nisthilfen für Wildbienen

Viele Wildbienenarten graben ihre Nester in sandige Böden oder Steilufer, eine zusätzliche Wurzel bietet zusätzlichen Schutz  (Daniel Heinrichs)

Ungefähr 1/3 der in Deutschland lebenden Wildbienen legen ihre Brutröhren in Holz und Stengeln an und 2/3 in Röhren in Lehm und Sand im Boden und in Steilwänden.

Solche Brutplätze können relativ einfach angelegt werden, Rezepte für Mischungsverhältnisse von Sand zu Lehm sind z.B. hier zu finden. Zuviel Lehm macht das harte Gemisch unter Umständen für Bienen undurchdringbar, zu wenig Lehm macht die Röhren instabil.

Eine Blutbiene im Neusser Süden bei der Suche nach einem Nest in einer sandigen Steilwand.  (Daniel Heinrichs)

Nisthilfen aus Holz

Die einfachste Art Bienenhotels zu bauen sind Holzbalken aus massivem Hartholz (z.B. Buche) in das Löcher mit unterschiedlichen Durchmessern hineingebohrt werden (3, 5, 7mm), die 7mm Löcher werden am schnellsten besiedelt. Auch dicke Brombeerstengel, Holunderäste oder Bambusstäbe sind geeignet.

  • Sind die Eingänge dieser Röhrchen zu rauh und ausgefranst, müssen sie mit Schleifpapier geglättet werden. Bienen untersuchen die zukünftige Kinderstube vor dem Nestbau und lassen solche rauhen Gänge oft bis zum Schluss unbewohnt. Benutzen sie diese dann doch, z.B. weil alle anderen belegt sind, verletzen sie sich ihre empfindlichen Flügel.

  • Löcher nie ins Stirnholz bohren, dieses bildet leicht Risse und wird mit der Zeit undicht, somit auch die Nester.

  • Als Holz immer Hartholz verwenden (z.B. Buche), Weichholz wie Kiefer oder Fichte quillt bei Feuchtigkeit wodurch sich die Gänge verengen.

  • Nisthilfen die der Witterung ausgesetzt sind, auch nur kurz, nie aus Leimholz fertigen. Die Leimfugen lösen sich unter Feuchtigkeit und Spannung des Holzes. 

Zwei Nisthilfen auf einem Balkon im Süden von Neuss. Unterschiedliche Bienen- und Wespenarten haben sich hier eingenistet (erkennbar an den unterschiedlichen Deckelmaterialien und Durchmessern). Die obere wurde nachträglich im Sommer aufgestellt und ist deshalb, auch weil sie noch neu ist, nur wenig belegt.

Da die verbreitete gehörnte Mauerbiene im Frühjahr in Massen auftritt und eigentlich fast jedes dieser Löcher in ziemlich kurzer Zeit in Beschlag genommen hat, kann man nach deren verschwinden ein paar Wochen später neue Hotels aufhängen, damit auch andere Bienenarten eine Chance haben. Dies ist nur beim ersten Aufhängen notwendig, da im nächsten Frühjahr die "späteren Nisthilfen" ja (hoffentlich) belegt sind und Mauerbienen hier nicht mehr alles belegen können.

Spätestens im zweiten Jahr finden sich verschiedenste solitäre Bienen- und Wespenarten ein, die solche Bruthilfen besiedeln und fleißig Brutabteile in die Röhren mauern. Wespen sammeln meist andere Insekten und kleine Spinnen als Vorrat, Bienen benötigen eiweißreichen Pollen für den Nachwuchs.

Kleine Wildbienenarten besiedeln selbst Bohrungen von 3mm Durchmesser  (Daniel Heinrichs)
Lehmwespe beim Zubetonieren ihres Nesteingangs  (Daniel Heinrichs)

Andere Gäste

Insektenhotels ziehen mit der Zeit nicht nur immer unterschiedlichere fleißige Nestbauer an, sondern auch Räuber und solche Insekten, die auf die Brut anderer angewiesen sind, weil sie selber keine Nester bauen.

Hier der Trauerschweber, ein Wollschweber der darauf spezialisiert ist, vor der Bruthöhle von Wildbienen schwebend in einem unbewachten Moment ein Ei in eine dieser Höhlen zu schießen:

Trauerschweberweibchen schießen aus dem Flug ein Ei in das Nest einer Wildbiene.  (Daniel Heinrichs)

Eine andere faszinierende Methode wendet diese Erz-Faltenwespe an. Sie bohrt ihren feinen Legestachel bis zu 2,5 cm durch Hartholz (hier Buche) um ein einziges Ei in die Brutröhre einer Biene zu legen. Oft sucht sie lange immer wieder nach einer passenden Stelle (feinste Duftstoffe der Bienenröhre kommen durch das Holz) und versucht ihr Glück.

Faszinierende Insekten wie diese sind auf ihre Wirte, die Wildbienenlarven angewiesen, ohne diese haben sie keine Überlebenschance.

Erz-Faltenwespe bei der Arbeit, sie bohrt ihren feinen Legebohrer bis zu 2,5 cm durch hartes Buchenholz (das Bild ist von unten aufgenommen)  (Daniel Heinrichs)
Erz-Faltenwespe (Leucospis dorsigera)  (Daniel Heinrichs)

Buchtipps

Reinhard Witt:
Natur für jeden Garten

(Deutscher Gartenbuchpreis Bester Ratgeber 2014)
Umfangreiches Kompendium zum Naturgartenbau

480 Seiten; 834 Fotos und zahlreiche Illustrationen
ISBN 978-3-00-041361-2

24,95 €

 

Reinhard Witt:
Das Wildpflanzen Topfbuch

Inspirationsquelle mit vielen Tipps, Fotos, Tabellen und Anregungen

392 Seiten; 720 Fotos und zahlreiche Tabellen
ISBN 978-3-00-021048-8

24,95 €

 

Reinhard Witt schreibt seine Bücher mit seiner eigenen Art und seinem eigenen Humor. Vielen gefällt diese persönliche Art, manche wünschen sich mehr Sachlichkeit – das zur Vorwarnung.

 

Elke Schwarzer:
Heimische Pflanzen für den Garten: 100 Blumen, Sträucher und Bäume für Biene & Co

Verlag Eugen Ulmer
ISBN-10: 3818607125
ISBN-13: 978-3818607128

14,95 €

 

Felix Amiet, Albert Krebs:
Bienen Mitteleuropas

Gattungen, Lebensweise, Beobachtung

Verlag Haupt
424 Seiten, über 310 Farbfotos, 75 Zeichnungen, Flexibroschur
ISBN-10: 3258081042
ISBN-13: 978-3258081045

39,90 €

 

Heiko Bellmann:
Der Kosmos-Schmetterlingsführer

Schmetterlinge, Raupen und Futterpflanzen.
300+ Schmetterlinge, 200+ Futterpflanzen

Franckh Kosmos Verlag
1165 Fotos, 448 Seiten
ISBN-10: 3440146189
ISBN-13: 978-3440146187

29,90 €

 

Rolf Witt: Wespen
Vademecum-Verlag
400 Seiten, über 200 Arten, über 450 Farbfotos, 160 Zeichnungen, Hardcover, 2. Auflage
ISBN-13: 978--3-9813284-0-0
www.vademecumverlag.de

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